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Die Geschichte des Flammkuchens


Es war einmal...“

So könnte die Geschichte des Flammkuchens beginnen, denn dieses besondere Gericht stammt aus einer Zeit, die uns heutzutage wahrlich märchenhaft erscheinen kann.


Eine Zeit, in der es auch bei uns noch üblich war, die Dinge des täglichen Bedarfs selber zu fertigen, was die Zubereitung aller Gerichte mit einschloss.


Stellen wir uns ein Dorf im 19. Jahrhundert vor. Die Frauen des Ortes treffen sich regelmäßig, z. B. am Brunnen, zum Wasser holen, aber auch einmal die Woche, um im großen Ofen das Feuer zu schüren, und Brot zu backen. Thermometer waren zwar bekannt, aber längst noch nicht verbreitet, so mussten die Frauen andere Wege entwickeln, um herauszufinden, ob der Ofen die richtige Temperatur für die Brote hat.


Gemaule und Beschwerden hätte es zur Folge, sollten die Brote misslingen. Eine ganze Woche klebriges, oder zu hartes Brot für die ganze Dorfgemeinschaft wäre die Folge, sollten die Frauen die Laibe zu früh, oder spät einschieben.


So war die Erfahrung der Alten von Nöten.

Ob es nun eine der Alten war, oder eine clevere junge Frau, weiß heute keiner mehr, auf jeden Fall kam eine von ihnen auf die Idee etwas Brotteig ganz flach auszurollen und in das Feuer zu legen, um die Hitze zu prüfen. War der Fladen in 1 – 2 Minuten goldbraun, so war der Ofen heiß genug, die Glut wurde herausgenommen und die Brotlaibe eingeschoben. Damit war die Versorgung mit duftendem, lockerem und schmackhaften Brot für die nächsten sieben Tage gesichert.


Nun wurde damals nicht so leichtfertig mit Essen umgegangen, wie es heutzutage viel zu oft geschieht.


Stellen wir uns also weiter vor, dass die Dorfbewohnerinnen diese Fladen nicht wegwarfen, sondern sie selbstverständlich aßen.


So knabberten sie also die trockenen Fladen, während das Brot buk und Zeit für ein Schwätzchen blieb. Vielleicht hat eine von ihnen eine Creme mitgebracht, zum Stippen. Eine andere könnte die Idee gehabt haben, den rohen Fladen vor dem Backen mit der Creme zu bestreichen. Das Ergebnis war sicher schon nicht schlecht, aber der Pfiff fehlte noch.


Wie Menschen so sind, ist erst mal das Interesse geweckt, wird weiter probiert. Die Phantasie wird angeregt, jede möchte die beste Idee, das beste Rezept präsentieren können.


Vor meinem inneren Auge sehe ich die Frauen des Dorfes...


Das Backen des Brotes war ja schon immer ein wichtiger Tag im Leben des Dorfes. Neuigkeiten wurden ausgetauscht, Lieder gesungen und Geschichten erzählt. Aber nun konnte zusätzlich geschlemmt werden. Welche Variante ist wohl die schmackhafteste?


Letztlich hat damals der Flammkuchen mit Speck und Zwiebeln das Rennen gemacht, was

Die Geschichte des Flammkuchens

vermutlich auch damit zu tun hatte, dass beides gut lagerbar und ganzjährig verfügbar war.


Nun brauchten diese belegten Flammkuchen natürlich längere Zeit zum Garen. Wenn der Ofen die richtige Temperatur für die Brote hatte, war der belegte Fladen nach 8 – 10 Minuten fertig.


Warum diese Fladen „Flammkuchen“ genannt werden ist nun auch klar: Sie wurden im lodernden Feuer gebacken, wo etwa 300°C bis 400°C herrschten.


Nachdem dann die Glut herausgenommen wurde und die Brote eingeschoben ist einiges an Wärme wieder verloren gegangen, so dass die richtige Anfangshitze von etwa 250°C für die Brote blieb.

Auch heutzutage, obgleich die meisten Menschen nun ihr Brot kaufen, wissen wir den Flammkuchen als kulinarische Leckerei und elsässer Spezialität sehr zu schätzen!


Wir variieren die Beläge je nach Jahreszeit und Geschmack, so schmeckt er uns klassisch mit Speck und Zwiebeln, vegetarisch in verschiedenen Zusammenstellungen, mit Meeresfrüchten oder auch süß.


Gemeinsam ist allen der knusprige Boden, die Creme aus Milchprodukten (Schmand, Creme Fraîche, Quark und Sahne in verschiedenen Mischverhältnissen) und natürlich die große Hitze (300°C und mehr), die zum Backen nach wie vor notwendig ist, damit ein echter frisch bereiteter
Flammkuchen auch perfekt wird.


„Und wenn sie nicht gestorben sind,so backen sie noch heute...“